Das klingt auf Anhieb nicht unbedingt dramatisch, für Klubs mit größeren vierstelligen Mitgliederzahlen würden schlussendlich aber doch recht stattliche Beträge fällig. Unweigerlich drohen Beitragserhöhungen, weil die meisten Vereinskassen bekanntlich auch nicht gerade auf Rosen gebettet sind. Als Vorsitzender des Stadtsportverbandes (SSV) Paderborn spricht Mathias Hornberger in diesem Zusammenhang gar von einer „existenzbedrohenden Horrorgebühr“ , weil eine Massenflucht aus den Sportvereinen wohl kaum zu verhindern sei. Gut 100 Vereins-Delegierte diskutierten diesen unliebsamen Sachverhalt jetzt während der SSV-Jahreshauptversammlung in Anwesenheit von Bürgermeister Heinz Paus, Fraktionsmitgliedern der CDU, der SPD, von Bündnis 90/Die Grünen und der DIP zwar recht emotional, grundsätzlich ging’s im Hörsaal G der Universität aber dennoch sachlich und durchaus konstruktiv zu. Auch Paus nutzte die Gunst der Stunde und betrieb angesichts dieser wohl „unumgänglichen Lösung“ umfassende Aufklärung gegenüber den Vereinsvertretern.
Die geplante Forderung basiere ebenfalls auf den Berechnungen der Firma Rödl und Partner, die der Stadt Paderborn in puncto Schuldenabbau inzwischen beratend unter die Arme greife. „Wir stehen erstmals vor einer dramatischen Haushaltssituation“, erklärte Paus und bezifferte das kalkulierte Einsparpotenzial (Gesamtvolumen 15 Millionen Euro) über die hiesige Sportschiene bis 2015 mit knapp einer Million Euro pro Jahr. Schließlich stehe die Genehmigung des neuen Etats auf dem Spiel. Um umfangreichere Schließungen und Personalkürzungen in anderen Bereichen (Jugendmusikschule, Kindertagesstätten) zu verhindern, hält es der Bürgermeister für zwingend erforderlich, jetzt auch die Sportler finanziell mal zur Kasse bitten zu müssen.
Klar, dass dieser Plan bei allen Betroffenen (der SSV beherbergt aktuell rund 42.000 Mitglieder in 140 Vereinen) auf wenig Gegenliebe stößt. Zumal die Angelegenheit aus zeitlichen Gründen quasi binnen weniger Wochen im Schnellverfahren über die Bühne müsste. Er könne den politischen Gremien allerdings nicht vorgreifen, weiß auch Paus, dass es für ihn bis zur finalen Umsetzung noch weitere Hürden zu überwinden gilt. „Wenn alle gemeinsam helfen“, dann bekomme man den Schuldenberg auch in den Griff, „wir müssen diese schwierige Phase jetzt einfach überbrücken“, so Paus’ abschließender Appell an die Sportler-Familie. Dafür gab’s von der Versammlung dann sogar ein wenig verhaltenen Applaus. Immerhin.
Jedenfalls sprachen sich die anwesenden Vereinsvertreter anschließend laut Abstimmungsergebnis zu 99 Prozent gegen die Einführung von Nutzungsgebühren aus und beauftragten den SSV-Vorstand, mit dem Bürgermeister, der Verwaltung und den Fraktionen umgehend Gespräche über mögliche Einsparpotenziale – außerhalb von Nutzungsgebühren – zu führen.
Quelle: Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung, Donnerstag 03. Juni 2010 von Werner Schulte
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