Stein des Anstoßes ist die geplante Einführung von Gebühren für die Nutzung der städtischen Sport-Einrichtungen (die NW berichtete ausführlich in der letzten Ausgabe). Nach Erhebungen der beratenden Firma Rödl und Partner muss die Stadt ihren Etat in den nächsten fünf Jahren um insgesamt rund 15 Millionen Euro entlasten. Mit rund einer Million pro Jahr soll bis 2015 auch die seit Urzeiten vom Nulltarif verwöhnte Sportfamilie bluten. Pro Vereinsmitglied der im SSV organisierten 140 Klubs wären laut der Sparvorschläge von Rödl und Partner dann jährlich knapp 18 Euro für die Sportstättennutzung fällig. Klingt auf Anhieb überschaubar, ist in Wirklichkeit aber kein Pappenstiel. Mit seinen gut 3.500 Mitgliedern müsste beispielsweise der SC GW Paderborn als größter örtlicher Sportverein tief in die (leere) Tasche greifen.
Was tun?, spricht Zeus in Gestalt der bedrohten Klientel. Das Gros der Vereinsverantwortlichen, die sich am Dienstagabend während der Jahreshauptversammlung zu Wort meldeten, sind sich sicher, dass an einer kompletten Umlage auf die Mitgliedsbeiträge partout kein Weg vorbeiführe. Allerdings lösen die vielerorts ohnehin schon praktizierten Beitragserhöhungen zur Rettung der eigenen Vereinskassen bereits reichlich Proteste aus. Und jetzt wird womöglich ein weiterer Zuschlag fällig. Wie soll das gehen?
Als GW-Präsident rechnet Wolfgang Krenz schon jetzt mit einer Austrittsquote von „10 bis 20 Prozent“. Klare Verlierer sind – wieder mal – die kinderreichen Familien, die ihren Sprösslingen das Sporttreiben im so wichtigen sozialen Umfeld eines organisierten Vereins mit fachlich qualifizierten Übungsleitern ermöglichen. Eine Ideallösung ist wohl so leicht nicht aus dem Hut zu zaubern – zumindest nicht auf die Schnelle. Ohne den Sport-Obolus wird der Paderborner Haushalt laut Paus in Zukunft todsicher nicht mehr funktionieren. Ein Teufelskreis. SSV-Führung, Politik und Verwaltung stehen jetzt in der Pflicht, umgehend nach einer für alle Seiten verkraftbaren Lösung zu forschen. Leicht gesagt, aber die Lage ist ernst und ohne gewisse Zusagen werden die Sportler am Ende wohl nicht davonkommen.
Quelle: Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung, Samstag 05. Juni 2010 von Werner Schulte
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